Von Blitzen, Kriegern und Bestien

„Prepare for the unpreparable“ – Wie oft hab ich schon den Satz gehört, nachdem ich lautstark das Workout verflucht hatte, indem gefühlt alle persönlichen Hassübungen auf einmal auftauchten. Und was soll das eigentlich heißen? Scheinbar ist‘s ja gar nicht so unpreparable, wenn man sich dann doch irgendwie darauf vorbereiten kann. Jaja, CrossFit .. die Lösung für alles – das werd‘ ich doch mal testen! Aber wie?

So oder so ähnlich stell ich mir den innerlichen Dialog meiner Mitbewohnerin Angela vor, kurz bevor sie uns (Gela, Basti und mich) für den 19 km (JA! NEUNZEHN KILOMETER!) Hindernislauf „Strong Viking“ – übrigens in der Water Edition – angemeldet hatte. Also entweder war es eben dieser innerliche Dialog oder die Mischung aus ermüdenden Mengen Bratwurst und Glühwein gepaart mit Übermut  damals auf nem Weihnachtsmarkt im Dezember. Ihr Entscheidet. Als kleine Entscheidungshilfe folgt noch ein kurzer Auszug aus einer Konversation:

„Gela, für welche Distanz habt ihr uns eigentlich angemeldet? Für die kurze oder mittlere? Ja wohl nicht für die lange 19 km, oder? ODER?“

„Wie? Da gibt s unterschiedliche Distanzen?“

Wie gesagt: Ihr entscheidet….

Jedenfalls gab es dann scheinbar verbindliche Anmeldungen für 19 km über Mauern, Wände hindurch durch Tunnel, Seen, Matsch und Schlamm und alles andere Erdenkliche. Es gab sogar ne Art „heißer Draht“ bei dem man eine gewischt bekommt, wenn man den Draht berührt – hat aber leider keiner. Das war dann die einzige Enttäuschung an diesem Tag. Ich mag schmerzverzerrte Gesichter von Leuten die ich kenne, insbesondere wenn es harmlos aber dann doch irgendwie qualvoll oder überraschend ist. Abgesehen von mehr oder weniger sanften Stromschocks wären andere Beispiele: Ein Schlag ins Gesicht mit einem Fisch, unerwartet viel zu scharfes Essen, nen Ball ins Gesicht beim Dodgeball, ein misslungener banded Stretch, aber ich schweife ab…

Zurück zu der Anmeldung, die ungefähr nen halbes Jahr vor dem eigentlichen Lauf lag. Nen halbes Jahr – also massig Zeit um fehlende Defizite irgendwie aufzuarbeiten und sich vorzubereiten. Fehlende Defizite, wie zum Beispiel nicht vorhandenes Lauftraining. Keiner von den Teilnehmern läuft außerhalb der 400 m CrossFit-Distanzen. Man sollte sich ja dann doch auf die Distanz von 19 km irgendwie vorbereiten und diese schon mal am Stück gelaufen sein, oder? Bevor ich euch jetzt mit irgendwelchen Laufplänen, Trainingsplänen und Zeitmanagement-issues nerve: Long Story short: Lauftraining war im Grunde nicht existent. Ich persönlich kann an zwei Händen abzählen, was ich in dem halben Jahr an Laufeinheiten absolviert hab und die längste Distanz lag bei unter 10 km. Gela und Basti hatten zumindest die 10er Marke schon mal geknackt. Daher dann auch der Satz während des Laufs beim Passieren der Markierung zu Kilometer 10 „So Leute, weiter als hier hat s bisher noch keiner von uns geschafft“ – Gelächter in der Gruppe, entsetzte Blicke um uns herum. Ich möchte an dieser Stelle noch anmerken, dass wir es geschafft hatten Barlo mit ins Boot zu holen und für den Lauf zu akquirieren – aber Barlo fährt auch mal so eben 150 km Rad und läuft wie der junge Pheidippides. Wenn sich jetzt einige fragen „Wie Wer?“ Pheidippides war der Bote, der von Sparta nach Athen lief und woraus die Legende des Marathons entstand. Je nach Quellen-Bezug hat er aber entweder zwei Tage gebraucht oder ist kurz nach dem Verkünden der Nachricht νενικήκαμεν (transkribiert: nenikekamen) „Wir haben gesiegt“ tot zusammengebrochen. Also hinkt mein Vergleich vielleicht etwas. Aber ich denke ihr wisst, worauf ich hinaus will.

Jedenfalls war Barlo läuferisch top fit. Für alle anderen jedoch hieß es dann wirklich „Jaja, CrossFit .. die Lösung für alles – das werd‘ ich doch mal testen!“

Nach 4 h 40 min, 21 km (ausgeschrieben als 19+) und 46 Hindernissen war der Test auch abgeschlossen. Die Testrecke beinhaltete die Lightning- (7 km), Warrior (13 km) und Beast (19+ km) Distanz, um mal noch schnell die Brücke zu der Überschrift zu schlagen. Für den Fall, dass sich jemand Sorgen gemacht hatte, ob es während des Laufs gewitterte. Das Wetter war super, Matsch, Schlamm, See, Bach und Schatten im Wald sorgten für Abkühlung. Nur die Versorgungsstationen waren etwas rar gesät und hätten mehr, besser verteilt und ausgestattet sein können. Den Kommentar am Ziel „Für jeden aber nur eine Wasserflasche!!!“ (die drei Ausrufezeichen sollen den Tonfall verdeutlichen), nach dem man sich erdreistete für 85 € Startgebühr doch tatsächlich zwei 0,5 l Wasserflaschen zu nehmen, hätte sich das Personal sparen können, vielleicht sogar sollen.

Abgesehen davon (also die Versorgungsposten auf der Strecke, die klägliche Versorgung danach) und ein paar leichteren Schürfwunden war der Lauf ein Heidenspaß! Die Hindernisse waren viel, abwechslungsreich und machten einen soliden und sicheren Eindruck.

Außerdem waren wir dann doch überrascht, dass wir so gut durchgehalten haben. Den größten Teil der Strecke sind wir gejoggt – lediglich im letzten Viertel, kam es bei dem ein oder anderen zu kurzen Passagen in denen auch mal gelaufen wurde – und die Hindernisse wurden souverän gemeistert. Strafburpees für das Scheitern am Hindernis gab es kaum (Shoutout an dieser Stelle zu Basti: Lediglich das letzte Hindernis hat ihn in die Knie gezwungen, ansonsten alle Bestanden. Halt Moment! Den Stabkampf gegen Gela hat er noch verloren: Also an zweien gescheitert, genau wie ich ;) ) und wenn dann doch: Leute, es sind Burpees… unser täglich Brot sozusagen. EZPZ! Die 21 km mit den 4h 40 min gingen schnell rum. Ich denke, dazu haben die abwechslungsreichen Hindernisse beigetragen. Wir waren uns auch relativ einig, dass uns die 7 km zu kurz gewesen wären, weil der ganze Spaß dann doch zu rasch geendet hätte.

Also Credit an CrossFit und natürlich auch das Programming (was soll ich jetzt auch anderes schreiben ;) ) von CrossFit Wiesbaden. Das allein nützt aber alles nichts, wenn man sich nicht selbst auch dann mal in die Box schleppt wenn man eigentlich keine Lust hat und der Kaffee kalt war oder einen der Chef mal wieder so behandelt hat, wie ich mein Handy (Insider).

Ich kann so einen Hindernislauf nur empfehlen und euch ans Herz legen und möchte an dieser Stelle nochmal auf das Spartan Race verweisen, was Anfang September stattfindet (7.-9.09. in Oberhof). Macht mit, es macht Spaß und lohnt sich! Wendet euch an Jens oder schaut in unserer Gruppe nach der Veranstaltung.

Wir sind Anfang September leider nicht dabei (beruflich bedingt), haben uns aber für den Strong Viking am 15.09 angemeldet! Die Anmeldung daraus entstand getragen von dem guten Gefühl, der Freude und Euphorie – die ihr übrigens auch dem Instagram Post von Gela (@gelabrenner) entnehmen könnt – nach dem Lauf… Oder vielleicht doch beim Brunch am Sonntag danach getragen von Weinschorle und Übermut?

… ihr entscheidet!

Euer Robert

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